Wenn heute anlässlich des sog. internationalen „Safe Abortion Days“ die NEOS-Frauensprecherin Henrike Brandstötter in der APA forderte, dass der Zugang zum sicheren Schwangerschaftsabbruch endlich in allen Bundesländern Österreichs ermöglicht werden müsse und sie das „Recht auf Abtreibung von verschiedenen Seiten unter Druck“ stehen sehe, so kann dieses Statement nicht unkommentiert bleiben:

Nur unter der Voraussetzung, dass in Österreich ein gesetzlich verbrieftes „Recht auf Abtreibung“ existierte – ja nur unter dieser Prämisse könnte und müsste man mit Recht einfordern, dass Schwangerschaftsabbrüche flächendeckend über das gesamte Staatsgebiet angeboten werden müssten. Die betreffenden Paragraphen §96 und §97 des StGB bezeichnen Schwangerschaftsabbruch jedoch eindeutig als strafbare Handlung, welche lediglich unter bestimmten Bedingungen straffrei gestellt ist. Wenn Ärzte und Pflegeangehörige weder direkt oder noch indirekt gezwungen werden dürfen Abtreibungen durchzuführen, so kann ebenso wenig durch die Politik im öffentlichen Gesundheitswesen eine lückenlose Abtreibungs-Infrastruktur eingefordert werden.

Möchte man am sog. Safe Abortion Day über Sicherheit sprechen, dann  wohl auch über den Aspekt, dass eines ganz sicher ist: Bei jeder Abtreibung stirbt ein Mensch in seiner ersten Lebensphase. Dieser Tatsache Rechnung tragend gibt es die parlamentarische Bürgerinitiative „Fakten Helfen“, die darauf abzielt, aufgrund von statistisch erhobenen Fakten mit gezielten Hilfs- und Unterstützungsmaßnahmen Frauen zu helfen, trotz schwieriger Lebensumstände Ja zu ihrem ungeborenen Kind sagen zu können. Dies stellt die österreichische Fristenregelung keineswegs in Frage, wie von Frau Brandstötter behauptet.

Sowohl Frauen / Paare in Schwangerschaftskonfliktsituationen als auch die ungeborenen Kinder in Österreich haben es verdient, dass intensive Bemühungen auf verschiedensten Ebenen – Kreisky nannte es „flankierende Maßnahmen“ – unternommen werden, um Abtreibungen zu vermeiden. Gerade in einer Zeit, in der in Europa eine massiv rückläufige Geburtenrate zu einer enormen demographischen Schieflage und mittelfristig zu einer dramatischen Reduktion der Bevölkerungszahlen mit unabsehbaren Folgen  führt, ist es an der Zeit, sich seriös, vielschichtig und umfassend ohne ideologische Verblendung mit der Thematik auseinander zu setzen.