Safe Abortion Day … Sicher für wen?

Am 28. September war der „Safe Abortion Day“ – „Tag der sicheren Abtreibung“. Als im Gesundheitswesen Tätige möchten wir die dazu erschienenen Medienberichte nicht unkommentiert lassen.

Die Berichterstattung zu Themen rund um Abtreibung ist jeweils geprägt vom Hintergrund der Verfasserinnen und Verfasser. So wie bei anderen Themen gehen die Meinungen gerade beim Thema Abtreibung teilweise sehr weit auseinander.

Als Vertreter und Vertreterinnen der Ärzteforen für das Leben möchten wir unser Bedauern zum Ausdruck bringen, dass die Berichterstattung einseitig ist und nicht förderlich für einen Dialog, der weiterhin dringend notwendig wäre. Verhärtete Fronten unterstützen betroffene Frauen und Paare im Schwangerschaftskonflikt jedenfalls nicht.

Für wen sicher?

Die Diktion legt nahe, dass es darum geht, Sicherheit zu gewährleisten. Dabei stellt sich doch offensichtlich die Frage: Sicher für wen?

Sicher für das ungeborene Kind?

Mit Sicherheit bringt der Safe Abortion Day keine erhöhte Sicherheit für die Ungeborenen, deren Leben durch die Abtreibung aktiv beendet wird.

Schafft er Sicherheit für die betroffenen schwangeren Frauen?

Das denken wir definitiv nicht. Mindestens jede 2. Frau entscheidet nicht selber, dass sie die Schwangerschaft beenden will, sondern wird von einer anderen Person dazu gedrängt (siehe Link: IMAS Umfrage von 2023). Weiterhin mangelhaft ist die Unterstützung betroffener schwangerer Frauen im Schwangerschaftskonflikt. Es braucht am Beginn des Lebens nicht noch leichteren Zugang zu Abtreibungen, sondern den Ausbau der flankierenden Maßnahmen (also Unterstützung von Frauen / Eltern im Schwangerschaftskonflikt, Aufzeigen der Ressourcen und Alternativen zum Schwangerschaftsabbruch, usw.).

Sehr bedenklich ist die Tatsache, dass der leichtere Zugang zu medikamentöser Abtreibung als Errungenschaft dargestellt wird. Das Gegenteil ist der Fall. Mit der Suggestion, dass eine medikamentöse Abtreibung „praktisch und einfach“ sei, werden tatsächlich betroffene schwangere Frauen noch mehr in die Einsamkeit und das Alleingelassen-Sein gedrängt. Sie holen sich sozusagen das Trauma und auch das gesundheitliche Risiko einer Abtreibung in ihre privaten vier Wände … mit noch mehr Schweigen und noch mehr Tabuisierung. Was das für diese Frauen persönlich und für uns als Gesellschaft bedeutet, ist bei Weitem noch nicht abzuschätzen.

Schließlich: Soll der Tag Sicherheit für die durchführenden Ärztinnen und Ärzte bringen?

Vielleicht … Allerdings hat es seit Einführung der Fristenregelung, die den Schwangerschaftsabbruch unter bestimmten Bedingungen straffrei stellt, keine Verurteilung einer Ärztin, eines Arztes gegeben, die/der Schwangerschaftsabbrüche durchführte. Somit besteht offensichtlich kein Bedarf, hier für „mehr Sicherheit“ zu sorgen.

Inkorrekte Schlussfolgerung „Sicherheit bei Abtreibung“

Gerade bei dem sensiblen Thema „Abtreibung“ ist es essenziell, dass die Begrifflichkeiten korrekt verwendet, Tatsachen präzise benannt und die juristischen Voraussetzungen exakt wiedergegeben werden:

In Österreich finden jährlich geschätzte 30.000-35.000 Schwangerschaftsabbrüche statt. Dem stehen inzwischen 77.000 Geburten und 90.000 Sterbefälle gegenüber. Zu behaupten, dass der Zugang zu Schwangerschaftsabbruch nicht „ausreichend“ und „sicher“ sei, ist angesichts dieser Zahlen schlicht falsch.

Tatsächlich brauchen wir am Anfang des Lebens etwas anderes als den Ausbau des Abtreibungs-„Angebotes“. Wir benötigen einen flächendeckenden Ausbau der flankierenden Maßnahmen, und die Möglichkeit für alle Betroffenen und deren Angehörige, diese niederschwellig zu erfahren und in Anspruch nehmen zu können.  Um hier eine entsprechende Versorgungssicherheit und -effizienz zu gewährleisten, müssen Zahlen, Umstände und Beweggründe betroffener Frauen / Paare sowie auch Folgeerscheinungen von Abtreibungen endlich statistisch erhoben und regelmäßig veröffentlicht werden. Eine Forderung, die wir als Medizinerinnen und Mediziner nicht müde werden zu wiederholen.

Am Safe Abortion Day wurde neuerlich die Streichung der Abtreibung aus dem Strafgesetzbuch gefordert – warum?

Wohl aus ideologisch-strategischen Gründen: Denn nur damit würde sich ein „Recht auf Abtreibung“, das es per se nicht gibt, stringenter argumentieren lassen, mit dem Ziel dieses im Verfassungsrang zu verankern?!

Wenn ein Leben, unabhängig von der Lebensphase, aktiv beendet wird, muss die Einordnung dessen einerseits ethisch differenziert und andererseits sowohl medizinisch als auch juristisch klar erlaubt sein und auch exakt benannt werden dürfen.

Es ist zu respektieren, dass der Gesetzgeber vor 50 Jahren Schwangerschaftsabbrüche unter bestimmten Umständen straffrei gestellt hat. Dies rechtfertigt aber keinesfalls Abtreibungen als „normale“ medizinische Leistung (mit allen medizinrechtlichen Folgewirkungen) einzuordnen, die Tragweite von Abtreibungen für die betroffenen Kinder sowie Frauen / Paare zu bagatellisieren und ihnen nicht umfassende Hilfe durch Beratung, Begleitung und konkrete Unterstützung in ausreichendem Maße zukommen zu lassen.

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Für die Ärzteforen für das Leben:

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Ao.Univ.-Prof. Dr. Daniela Karall

Tiroler Ärzteforum für das Leben

www.tiroleraerzteforum.com

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Dr. Florian Baumgartner

Salzburger Ärzteforum für das Leben

www.salzburgeraerzteforum.com

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Dr. Stefan Pokall

Ärzteforum für das Leben Ostösterreich

Schönburggasse 33, 1040 Wien

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Links:

Medikamentöse Abtreibung nimmt leicht zu. Bericht, veröffentlicht am 28.09.2025 – https://orf.at/stories/3406621/

Schwangerschaftsabbruch – Holzleitner: Schutzzonen „erklärtes Ziel“, OÖ Nachrichten, 27.09.2025 – https://www.nachrichten.at/politik/innenpolitik/schwangerschaftsabbruch-holzleitner-schutzzonen-erklärtes-ziel;art385,4090791

IMAS-Umfrage: Jede zweite betroffene Frau wird zur Abtreibung gedrängt!, OTS vom 07.03.2025 – https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20230307_OTS0145/imas-umfrage-jede-zweite-betroffene-frau-wird-zur-abtreibung-gedraengt