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Würde am Ende des Lebens – Brief an das Parlament

Veröffentlicht von Salzburger Ärzteforum in Allgemein, Pressespiegel am 9. September 2014

S.g. Parlament,

zu ihrer Diskussion zum Thema „Würde am Ende des Lebens“ möchte ich folgendes beitragen:

in meiner Arbeit als Intensivmediziner erlebe ich immer wieder den Ruf nach einer Einstellung der Therapie bis hin zur Hilfe zum Suizid. Begleitet oder ausgelöst sind diese Rufe der Verzweiflung meist von Angst, Ungewissheit und Aussichtslosigkeit. Der Lebenswille des Menschen ist (ob in Zeiten des Krieges oder in Zeiten höchster Freude) stets dem Instinkt zum Suizid überlegen wobei ich hier bewusst die Tötung auf Verlangen als eine Form des Suizids betrachte. In Form von Zuwendung – von der professionelle psychotherapeutische Hilfe bis zur „schlichten“ Nächstenliebe – kann der Mensch seinen Lebenswillen bis hin zur tiefsten inneren Freude wieder finden. Daher plädiere ich dafür, die Diskussion in jene Richtung weiter zu vertiefen, die nach Möglichkeiten sucht, wie wir dem sich in Not befindlichen Menschen dienen können.

eine weitere Beobachtung möchte ich hier mit ihnen teilen: im Bekannten- und Verwandtenkreis stoße ich immer wieder auf Aussagen, die im wesentlichen zum Ausdruck bringen, dass die Betreffenden auf keinen Fall diese oder jene Therapie haben wollten (sei es eine bestimmte Operation, Chemotherapie, Intensivmedizin o.ä.). Tatsache ist jedoch – und dies beobachte ich als Anästhesist täglich – dass im Krankheitsfall ich möchte sagen ALLE Menschen beginnen, den Kampf gegen die Krankheit antreten. Die Hoffnung auf Heilung übersteigt an dieser Stelle die aufgestauten Ängste vor entsprechenden Therapien und ein Reservoir an Lebensenergie tut sich auf, die im therapeutischen Prozess oft strapaziert bis hin zu aufgebraucht wird. Mit zunehmender Penetranz stehen am Ende dieses Reservoirs erneut Verzweiflung, Angst und Ungewissheit. Füllen wir dieses Reservoir mit Zuwendung, Hoffnung und Begleitung!

Die wenigsten von uns kennen ihr Reservoir an Lebensenergie, ohne dessen Kenntnis eine Diskussion zur „Würde am Ende des Lebens“ sehr schwer ist.

Treten wir in dieser Diskussion daher mit der nötigen Demut auf

Dr. Markus Glaeser-Quintus
Mitglied des Salzburger Ärzteforums für das Leben
Wagingerstraße 15
5020 Salzburg